Perlen, Draht und Gänsefedern

 

Perlen, Draht und Gänsefedern - Besuch bei der Schappelmacherin

Naturfreunde in der Erzpoche und rund um Hausach unterwegs
 
Schramberg. 27 Naturfreunde und Gäste waren jüngst unterwegs in Hausach-Dorf. Zunächst besuchte man dort die Erzpoche. Von Uwe Feddersen erfuhr die Gruppe viele Einzelheiten über die schwere Arbeit im damaligen Bergbau. Auch die Bedeutung des Wortes "Poche", das Zerkleinern des Gesteins mittels eines wasserbetriebenen Hammerwerks, wurde eingehend erklärt.

Die anschließende Wanderung führte zur Burgruine Husen mit herrlichem Blick ins Kinzigtal. Weiter ging es auf dem Baum- und Bergbau-Lehrpfad zur Kreuzkapelle. In früheren Zeiten war es für jeden Bischof Pflicht, dieser Kapelle einen Besuch abzustatten. Sie war ein wichtiger Wallfahrtsort und noch heute werden dort Andachten abgehalten.
 
Zum Höhepunkt der Wanderung war man zu Besuch bei der Schappelmacherin Rosa Ringwald in Hauserbach- Hinterer Kurzbach. Nach einer kräftigen Brotzeit erfuhren die Wanderer viel Interessantes über die Fertigung einer Schappel (auch Schäppel genannt), eines kronenartigen Kopfschmucks der Schwarzwälder Tracht.

An Hand von Trachtenpuppen wurde die einheimische Tracht von Mann und Frau erklärt. Es gibt eine Werktagstracht, die Ausgeh- oder Sonntagstracht und die Festtagstracht. Die Einbacher Festtagstracht ist eine der schönsten Trachten in der Schwarzwälder Trachtenlandschaft. Selbst die kleinen Mädchen und Buben trugen schon diese Tracht.

Zur Kommunion tragen die Mädchen einen noch etwas schlichten Kranz aus Perlen, Pailletten, Draht und Gänsefedern auf dem Kopf. Zur Schulentlassung wird dann eine prachtvolle Schäppel getragen, eine reicht verzierte Krone aus Draht, hunderten Perlen, Pailletten und "Spiegele".

Man konnte das Material bestaunen, die vielen Perlen, bunten Glasperlen und Silberpailletten. Rosa Ringwald zeigte an einer angefangenen Arbeit die einzelnen Schritte bis zur fertigen Schäppel. So konnte man erahnen, wie viel Arbeit darin steckt.

Die verheiratete Frau kommt unter die Haube, sie trägt nun die Einbacher "Kapp", eine schwarze Haube. Diese ist auf ihrer Oberseite ebenfalls kunstvoll mit unzähligen Perlen, bunten Glassteinchen und Pailletten verziert. Die Haube wurde der jeweiligen Trägerin angepasst und musste ohne Nadeln oder andere Befestigungsmittel auf dem Kopf halten.

Noch lange saßen die Naturfreunde bei Musik und Gesang in der "Guten Stube" der Schappelmacherin beisammen. Tief beeindruckt von der Arbeit des Schappelmachens verabschiedeten sich die Wanderer von der gastfreundlichen Familie Ringwald und bedankten sich für den kurzweilig gestalteten Nachmittag.


 
"Schwarzwälder Bote" 24.09.2010