Internationales Flair auf der "Sommerecke"

 

Internationales Flair in "Sommerecke"

Pächter des Naturfreundehauses hat eine Idee / Freiwillige Helfer renovieren Zimmer und Bettenlager

Von Lothar Herzog


Schramberg/Wolfach. Im Naturfreundehaus »Sommerecke« hat ein Dutzend Studenten aus acht europäischen Ländern Zimmer und Flure renoviert. Das beliebte Ausflugslokal verfügt nun über einen internationalen Schliff.

Auf der Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung ist der gebürtige Pfälzer Günter Eichmann am Ferienheim »Sommerecke«, idyllisch zwischen Schramberg, Hornberg und Wolfach im mittleren Schwarzwald gelegen, hängen geblieben. Seit April vergangenen Jahres hat er das Gasthaus im Besitz des Naturfreundevereins Schramberg gepachtet. Um auch künftig für Erholungssuchende, Schulklassen, Vereine und Familien mit Kindern attraktiv zu bleiben, war eine Renovierung der Räume unumgänglich.

 

Olesia Antiushenia aus Russland zeichnet das Logo der Naturfreunde auf die Wand (Bild unten). Roman Shechetkin (links) und Jack van der Heijning verlegen Laminat (Bild oben)

Da jedoch dies der Trägerverein finanziell nicht stemmen konnte, kam Eichmann die Idee mit dem Bauorden, einer international gemeinnützigen Organisation. Im Herbst wurde der Antrag gestelltund noch vor Weihnachten vom Trägerverein in Ludwigshafen am Rhein positiv beschieden. Am 9. Februar rückten fünf Frauen und sieben Männer im Alter von 20 bis 25 Jahre – Jack van der Heijning aus den Niederlanden war mit 59 die Ausnahme – aus acht verschiedenen Ländern Europas an. Sie entfernten alten Wandputz, Tapeten und Fußbodenbeläge, tapezierten und strichen neu und verlegten Laminat. Auf diese Weise wurden in zwei Wochen sechs Zimmer, das Bettenlager und Flure renoviert. Olesia Antiushenia aus Russland vervollständigte das Projekt mit der Zeichnung des Naturfreunde-Logos.

Wie Eichmann sagte, nutze ein Großteil der Truppe das Baucamp als Praktikum für ein späteres Architekturstudium. So viele Charaktere unter einen Hut zu bekommen, sei für ihn eine echte Herausforderung gewesen. »Sie hatten am Anfang zwei linke Hände. Sie handwerklich anzulernen war zu Beginn meine vordringlichste Aufgabe«, berichtet der Pächter. Sowohl für die Studenten als auch für ihn habe die Aktion sehr viel Bildendes gebracht. Abends, nach sieben Stunden Arbeit, und am Wochenende sei man zusammen zu Fastnachtsumzügen in Haslach, zur Bach-na-Fahrt in Schramberg und zur Besichtigung der Grube in Wolfach gegangen. Die Verständigung untereinander sei überwiegend in Englisch, teilweise auch in Deutsch und Russisch erfolgt.
Das Essen sei anfangs ein schwieriges Thema gewesen.Damit habe er nicht so gerechnet» Viele waren es gewohnt, mehrmals am Tag eine warme Mahlzeit zu sich zu nehmen. Sie haben mich dann ungläubig angesehen, als ich ihnen abends ein Vesper aufgetischt hatte«, erzählt Eichmann schmunzelnd. Ab heute zieht ein Teil der Sommerecketruppe ins bayerische Weißenbach weiter, die anderen zum Naturfreundehaus »Jungbrunnen« nach Rottweil. »Die bekommen jetzt gut ausgebildete Handwerker «, fällt dem Gastwirt der Abschied ein bisschen schwer
 



Info Bauorden
Der Internationale Bauorden (IBO) ist eine gemeinnützige Organisation, die in vielen europäischen Ländern verbreitet ist. Seit über 60 Jahren organisiert der IBO internationale Jugendbegegnungen und Hilfsprojekte in Europa und unterstützt soziale und gemeinnützige Einrichtungen bei Bau- und Renovierungsarbeiten. u Träger des IBO ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Ludwigshafen am Rhein. Er finanziert sich überwiegend durch Spenden, erhält aber auch öffentliche Fördergelder. u Gegründet wurde der Bauorden im Jahre 1953 durch den niederländischen Ordensbruder Werenfried van Straaten mit dem Ziel, Studenten zu motivieren, in Deutschland Flüchtlingen und Vertriebenen beim Bau  von Eigenheimen zu helfen.

 

"Schwarzwälder Bote" 21.02.2015